Jochen Reimer: \"Wir wollen ein unangenehmer Gegner sein\"

Am kommenden Donnerstag feiert Jochen Reimer seinen 27. Geburtstag. Der Keeper des EHC Red Bull München hat allerdings nicht sonderlich viele Wünsche. Wie viele Sportler dürfte er sich vor allen Dingen Gesundheit wünschen. Denn in der abgelaufenen Spielzeit zwang den gebürtigen Mindelheimer ein Muskelfaserbündelriss im Oberschenkel zum Zuschauen in der Endphase der Saison. Besonders bitter: Somit waren auch die Träume an einer WM-Teilnahme geplatzt. Für den DEL-Keeper des Jahres 2012 ist das aber Schnee von gestern. Sein Fokus liegt auf der kommenden Spielzeit, wie er im nachstehenden Interview erzählt.

Jochen, wie fällt dein Zwischenfazit nach der bisherigen Vorbereitung aus?

Bisher läuft es ganz ordentlich. Rein von den Ergebnissen her waren die Spiele okay. Zwei Mal haben wir verloren, zuletzt das Turnier in Ungarn gewonnen. In der restlichen Zeit haben wir ziemlich hart trainiert.

Testspielergebnisse sind aber nicht wirklich wichtig, oder?

Nun, ja. Das stimmt auf der einen Seite. Es geht nicht um Punkte und man muss auch immer den jeweiligen Stand der Vorbereitung bewerten. Zudem benötigt man ja auch immer Zeit, die neuen Spieler zu integrieren. Das hat meiner Ansicht nach auch ganz gut geklappt. Auf der anderen Seite möchtest du aber auch nicht nur verlieren. Für das Selbstvertrauen ist es wichtig, auch Siege einzufahren. Von daher achtet man schon auf die Resultate.

Wie lauten eure Ziele in der kommenden Saison?

Klar, wir wollen in die Playoffs, die haben wir ja leider in der vergangenen Saison verpasst. Auch, weil wir arg vom Verletzungspech verfolgt wurden. Ich glaube, dass wir nun ein schwieriges Jahr vor uns haben werden. Es wird nicht einfach.

Warum?

Ich sage das nicht zum ersten Mal, aber viele Leute scheinen eine etwas andere Wahrnehmung von unserer Situation zu haben. Manche denken, dass wir durch Red Bull als Namensgeber nun Geld ohne Ende hätten. Das stimmt einfach nicht. Wir sind zwar durch das Engagement gerettet, aber wir schwimmen hier in München bestimmt nicht in Geld. Der Etat ist nach meinem Wissen sogar weniger als im Vorjahr. Unser Manager Christian Winkler hat daher auch sehr drauf geachtet mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ein Team zusammen zu bauen, das hungrig, jung und schnell ist. Wir wollen eine Mannschaft sein, die für den Gegner sehr unangenehm zu spielen ist.

Ähnliches hört man aus Düsseldorf, deinem Ex-Club.

Stimmt, das kann man vermutlich auch vergleichen. Ich kann mich gut in deren Lage hineinversetzen. Das dürfte dort ähnlich sein.

Wie bewertest du die Stimmung im EHC-Umfeld?

Zu Beginn waren die Leute etwas skeptisch, weil keiner genau wusste, was passieren wird. Ich merke jetzt aber immer wieder in den Gesprächen, dass die richtigen Fans ohnehin hinter uns stehen. Ich glaube, viele sind froh, dass wir eine Mannschaft sind, die kämpft, immer alles gibt und einen guten Charakter hat.

Welche Teams sind für dich die Favoriten auf die Meisterschaft?  

Da muss man wieder Berlin nennen. Sie schaffen es jedes Jahr, sich gut und punktuell zu verstärken. Peter Lee macht da schon lange einen super Job. Ich finde auch, dass die Thomas Sabo Ice Tigers ein Wörtchen mitreden können. Und das nicht nur, weil mein Bruder dort spielt. Nürnberg ist grundsätzlich offensiv sehr stark. Weiter sehe ich natürlich auch Mannheim als Favoriten an, Ingolstadt ebenfalls. Der ERC hat mit John Laliberte, mit dem ich ja in Wolfsburg zusammen gespielt habe, Thomas Greilinger oder auch Derek Hahn absolute Topleute im Sturm. Mein absoluter Geheimfavorit allerdings ist Köln. Die Haie haben sich in meinen Augen am effektivsten verstärkt, gerade auch mit den drei schwedischen Neuzugängen. Zudem ist Uwe Krupp ein super Trainer.

Die DEL hat sich in Sachen TV-Präsenz neu aufgestellt. ServusTV und LAOLA1 haben übernommen. Deine Meinung?

Das ist einfach überragend. Ich habe schon lange die Spiele in der EBEL geschaut und weiß, dass das super Übertragungen sind. Ich möchte aber an dieser Stelle nicht vergessen, Sky zu loben. Die Jungs haben auch einen super Job gemacht. Aber die DEL im frei empfangbaren Fernsehen ist natürlich noch mal eine andere Hausnummer. Wir haben die Chance, neue Leute für unseren Sport zu gewinnen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Für die Fans werden bestimmt die „Cable Guys“ so richtig interessant werden.

An Power Breaks müssen sich die Fans noch gewöhnen, oder?

Das glaube ich noch nicht mal, das ist kein Problem. Wer wie ich die NHL intensiv verfolgt oder sich mal Weltmeisterschaften anschaut, der kennt das ja bereits seit Jahren. Mich stört das überhaupt nicht, denn so etwas geht schneller als man denkt. International gehört das ganz normal dazu.

Abschließend: Mit Felix Petermann und Martin Buchwieser habt ihr ja nun zwei Kapitäne. Wie findest du diese Neuerung?

Naja. Der Felix ist da schon sehr souverän. Der ‚Buchi‘ allerdings ist seit seiner Wahl gefühlt mehr beim Trainer in der Kabine als in der Mannschaftskabine. Scheint alles sehr wichtig zu sein. Wir überlegen auch gerade alle, ob wir ihn jetzt siezen müssen. Auf jeden Fall ist er total arrogant geworden (lacht). Nein, war natürlich nur ein Spaß. Ich finde diese Lösung optimal. Bei uns tragen eh viele Spieler Verantwortung. Das passt.

 

 

 

 

 

 

 

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